Unsere erste Woche bei den Aussies

Gute sechs Flugstunden trennten uns in Singapur noch vom fernen Australien. Am Flughafen gab es zunächst Irritationen, weil kein australisches Visum für mich in der EDV hinterlegt war. Nachdem die Bedienstete mit der Hauptstadt Canberra telefoniert hatte, wurde klar, dass es beim Eintrag zu einem Zahlendreher gekommen war und so bekam ich letztlich doch grünes Licht für die Einreise. Ein Glück, denn Australien ist außerhalb des Flughafengebäudes deutlich hübscher als in der Wartehalle.

Und plötzlich lag es vor uns: ein Land, in dem so vieles anders ist als zu Hause. Nun haben wir den Äquator überschritten und befinden uns auf der Südhalbkugel. Nun ist bei uns spätnachmittags, wenn Deutschland aufsteht. Nachts am Sternenhimmel sucht man den Großen Wagen vergeblich uns findet stattdessen das Kreuz des Südens. Hoch- und Tiefdruckgebiete drehen sich andersherum als auf der Nordhalbkugel. Gefahren wird auf der linken anstatt der rechten Straßenseite. Der Merkspruch "im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen will sie untergehen, im Norden ist sie nie zusehen" gilt hier nicht mehr, denn die Sonne steht nachmittags im Norden - und im Süden ist sie nie zu sehen. Dennoch: im Alltag ist hier Vieles vertraut. Viel vertrauter als wir es in China kennengelernt haben. Und: wir haben wieder ausschließlich westliche Toiletten! Juhu!!

 

Unser Ankunftstag war ein Tag wie aus dem Bilderbuch: übermüdet stiegen wir aus dem Übernacht-Flieger aus, holten unseren Mietwagen ab, schworen uns auf den Linksverkehr ein und starteten unsere 1-stündige Fahrt in Richtung Port Douglas, wo wir die ersten Tage untergebracht waren. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, die Strecke möglichst schnell hinter uns zu bringen und uns im Hotel erstmal für zwei bis drei Stündchen schlafen zu legen. Aber dazu kam es nicht, denn wir schienen im Paradies angekommen zu sein und wenn man im Paradies ankommt, dann denkt man nicht ans Schlafen.

Die Strecke nach Port Douglas führte direkt an unberührten Tropenstränden vorbei und versetzte uns in Erstaunen. Tropischer Regenwald und Palmen säumten den Straßenrand. In Port Douglas angekommen, kreischten hunderte Vögel über unseren Köpfen, die sich als Regenbogen-Papageien entpuppten. Die ortsansässige Kirche lag idyllisch unter Palmen.

Manchmal fehlt uns die Zeit, alle Eindrücke innerlich zu sortieren und zu verarbeiten. Vielleicht erleben wir die Reise zu Hause ja nochmal, wenn wir alle Fotos in Ruhe sichten und alles etwas sacken lassen können. Die Folgetage jedenfalls vergingen wie im Fluge. Einmal machten wir einen Ausflug durch den Daintree Nationalpark ans Cape Tribulation, eine zum UNESCO-Welterbe zählende Region, in der Regenwald-Dschungel aufs Meer trifft und in der man seine ganz eigenen Traumstrände erkunden kann. Hier gibt es 1100 verschiedene Pflanzenarten, am Meer stehen Mangroven - baden ist hier aber leider tabu, denn neben den giftigen Jellyfish leben auch hochgefährliche Krokodile in den Gewässern.

An einem anderen Tag fuhren wir in einer organisierten Tour ans Great Barrier Reef zum Schnorcheln hinaus. 55 Kilometer mussten wir mit dem Boot zurücklegen, bevor das größte Aquarium, das wir je gesehen hatten, vor uns lag. Ein irres Gefühl, im offenen Meer unter der Wasseroberfläche in eine ganz neue Welt abzutauchen. Martin sagte, ich sei die ganze Zeit nur am Grinsen gewesen. Auch Nemo haben wir unter den vielen farbenfrohen Unterwasser-Bewohnern gefunden. Ein kleiner Hai ist uns zum Glück erst beim letzten von unseren drei Tauchgängen begegnet und während andere Schwimmer wie wild hinter dem Hai herschwammen, war ich selbst schneller wieder auf dem Boot als man gucken konnte. Zu viel Angst vor Haien ist laut unseren gut informierten Tour-Guides aber tatsächlich fehl am Platz, da am sogenannten Opal Reef (dort waren wir schnorcheln) anscheinend nur vergleichsweise ungefährliche Hai-Arten vorkommen.

Wirklich traurig stimmte uns nach all den schönen Eindrücken, dass die Korallen in einem sehr schlechten Zustand sind. 2016 ist das Jahr der weltweiten Korallenbleiche. Aufgrund der ansteigenden Meerestemperaturen verlieren Korallen vielerorts ihre Farbe und drohen abzusterben. Am nördlichen Great Barrier Reef ist diese Bleiche erschreckend weit fortgeschritten. Kaum vorstellbar, was dort verloren geht, wenn sich die Korallen tatsächlich nicht erholen sollten.

An den Folgetagen verbrachten wir einige Zeit in den sogenannten Atherton Tablelands, die sich durch idyllische Hügellandschaften und malerische Wasserfälle auszeichnen. Hier waren die Temperaturen mit 25 Grad deutlich angenehmer als an der schwülwarmen Küste, wo das Thermometer aktuell meist Werte über der 30 Grad-Marke erreicht.

Hier besuchten wir auch den sogenannten Paronella Park, ein geheimnisvolles, verlassenes Areal eines spanischen Einwanderers. José Paronella war 1913 von Spanien nach Australien immigriert, hatte jahrelang hart auf Zuckerrohrfeldern gearbeitet und erfüllte sich 1930 schließlich seinen Traum: er baute sein eigenes Schloss in den Dschungel und schloss zusätzlich noch einen Freizeitpark an. Nach seinem Tod im Jahr 1948 wurde das Areal zunächst weiter gepflegt, nach einigen schweren Fluten und Zyklonen aber schließlich sich selbst und dem Dschungel überlassen.

Wir fuhren weiter die Ostküste herunter und legten einen zweitägigen Stop auf Höhe der Whitsunday Inseln ein. Eine traumhafte Gegend! So schön, dass man fast ein wenig demütig wird. Hier haben wir einen Rundflug gebucht und konnten so die Inseln und auch das Great Barrier Reef aus der Luft bestaunen. Wir bekamen dabei auch das Heart Reef zu Gesicht: ein Korallenriff, das aus der Luft wie ein Herz aussieht.

Da wir bisher noch keine Kängurus und Koalas in freier Wildbahn gesehen haben, mussten wir dann einfach noch das klassische Touri-Programm in einem Wildlife Habitat dranhängen.

Ich persönlich bin hin und weg von Australiens tropischem Norden und kann mir kaum vorstellen, dass es in einem anderen Teil Australiens noch schöner werden kann. Aber wir lassen uns überraschen... Übermorgen verlassen wir den tropischen Norden und reisen für einen kurzen Zwischenstop weiter ins rote Zentrum, bevor es in den Süden zur Great Ocean Road geht.

Kommentare: 5 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Steffi B. (Mittwoch, 09 November 2016 15:06)

    Kikiiii, das ist ja traumhaft schön, was ihr da erleben dürft.
    Ich beneide euch ganz schön doll!
    Kann man die Fotos nicht öffnen oder bin zu doof dafür? Muss mir doch alles ganz genau angucken ;-)
    Ganz lieben Gruß und weiterhin viel Spaß! :-*
    Ps: Der Koala steht dir gut!

  • #2

    hossi (Mittwoch, 09 November 2016 18:06)

    Wieder ein toller Bericht mit Sehnsuchtspotential! Und wie es aussieht, werden wir bald ein Haustier bei uns haben. Ich beginne schon mal mit dem Bau einer Koala-Hütte einschließlich Kuschel-Ecke :-)) ....

  • #3

    Kiki (Donnerstag, 10 November 2016 00:31)

    Danke, Ihr Lieben!! Auf Hossis Koala-Hütte freue ich mich schon ganz besonders. Und Steffi, komm du doch einfach hinterhergeflogen. :) Die Fotos müsste man nun per Klick vergrößern können. Ich hatte etwas Schwierigkeiten mit der Formatierung und der Anordnung, sie wird mir regelmäßig wieder zerschossen. Ich hoffe, nun funktioniert alles. Dicke Umarmungen nach Deutschland! Christine

  • #4

    Brigitte (Donnerstag, 10 November 2016 09:26)

    Liebe Christine, mit euren Bildern und deinen persönlichen Reiseberichten weckst du auch bei mir das Fernweh. Deine Reiseberichte sind ein kleiner Ausstieg aus dem Alltag - du nimmst uns lebendig mit auf die Reise - Danke!

  • #5

    Karina (Donnerstag, 10 November 2016 12:36)

    Wie wunderschön eure Reise ist!!! Die Bilder sind der Hammer. So bekommen wir hier im kalten Deutschland auch ein bisschen vom tropischen Australien mit... Lasst es euch weiterhin gutgehen und berichtet weiter so fleißig! Fühl dich gedrückt!!!

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